Impfungen / Krankheiten

Bei längeren Reisen in die Tropen ist eine reisemedizinische Vorbereitung sinnvoll und oftmals notwendig, diese fangen schon einige Wochen (manchmal sogar Monate) vor der Reise an.


Die hier aufgeführten Impfungen sind obligatorisch für eine Expeditionen, die mehrere Monate im Landesinneren durchgeführt wird. Diese Liste ersetzt nicht das Gespräch mit dem Hausarzt oder Tropenmediziner.


Hepatitis A  ✓
Hepatitis B  ✓
Diphtherie  ✓
Typhus  ✓
Cholera  ✓
Tetanus  ✓
Jap. Enzephalitis  ✓
Meningokokken  ✓
Vogelgrippe  ✓
Tollwut  ✓*
Malaria  *siehe Chemoprophylaxe
Gelbfieber  *siehe Gelbfieber
Dengue  *siehe Dengue
Chikungunya-Virus  *siehe Chikungunya-Virus
Nipah-Virus  *siehe Nipah-Virus


Tollwut

Eine Tollwut Impfung gilt auf einer Expedition als obligatorisch. Beachten muss man hier jedoch, dass nach einem Kontakt mit einem möglichen Tollwut-Vektor ein Besuch beim Arzt zwingend notwendig ist, bei einer vorher vollständigen Tollwutschutzimpfung hat man hier bis zu 72 Stunden Zeit das nächste Krankenhaus aufzusuchen. Unbehandelt führt die Tollwut in allen Fällen zum Tode, die Letalität liegt bei 100% – dies sollte man sich immer vor Augen führen.

Malaria und die Chemoprophylaxe

Eine Malariainfektion ist ganzjährig in den meisten Tropen möglich. In Borneo besteht ein mittleres Malariarisiko: in Sabah zb. Danum Valley ist das Risiko deutlich höher, geringer an der Küste so zB. in Kota Kinabalu; in Sarawak ist das Risiko höher im Grenzgebiet zu Kalimantan und nimmt zu den Küstengebieten hin ab.

Malaria wird durch verschiedene Erreger ausgelöst, die mit Abstand schwerste Forme ist Malaria tropica (Plasmodium falciparum). Derzeitig werden vier Formen der Malaria unterschieden, die durch vier verschiedene Malariaerreger hervorgerufen werden.

• Plasmodium falciparum (Malaria tropica)
• Plasmodium vivax & Plasmodium ovale (Malaria tertiana)
• Plasmodium malariae (Malaria quartana)
• Plasmodium knowlesi (Primate Malaria, Primaten Malaria) – siehe nächsten Abschnitt

Für die Malariaprophylaxe gibt es verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente (z.B. Riamet®, Paludrin®, Resochin®, Malarone®, Doxycyclin®, Lariam®). Durch teilweise sehr starke Nebenwirkungen sollte von einer langfristigen Einnahme abgesehen werden. Hierzu ist ein guter Mückenschutz obligatorisch. Sprechen Sie die Chemoprophylaxe bitte vor der Abreise mit Ihrem Hausarzt oder Reisemediziner ab.

Ein neuer Malaria-Erreger?

Laut einer aktuellen Studie (Stand: 05.11.2018), könnte in Zukunft auch ein anderer Erreger für Malariainfektionen bei Menschen sorgen. Der Erreger Plasmodium knowlesi ist auch bekannt als “Primaten Malaria” oder “Affen Malaria”, bislang wurde der Erreger von Moskitos nur innerhalb der verschiedenen Primatenarten verbreitet, wenn Menschen infiziert wurden zeigten sich kaum oder gar keine Krankheitssymptome. In jüngster Vergangenheit hingegen gibt es anscheinend Anzeichen dass der Erreger Plasmodium knowlesi es geschafft hat sich auch dem Menschen so anzupassen dass er hier die für Malaria typischen Symptome auslöst. Seit dem Jahr 2008 sind 50 Todesopfer durch das Plasmodium knowlesi in Malaysia nachgewiesen, allein im Jahr 2017 gab es 3600 gemeldete Neuinfektionen. Als “Motor” ist vor allem die noch immer anhaltende große Regenwaldzerstörung anzusehen, hier kommen Waldarbeiter und Affen so nah in Kontakt dass der Erreger Plasmodium knowlesi die Chance bekommen hat sich an einen neuen Organismus anzupassen.

Quelle: “The Next Malaria Menace: Deforestation brings monkeys and humans close enough to share an age-old disease.”

K.M. Fornace et al. Exposure and infection to Plasmodium knowlesiin case study communities in Northern Sabah, Malaysia and Palawan, The Philippines. PLOS Neglected Tropical Diseases. Published online June 14, 2018. doi: 10.1371/journal.pntd.0006432.

Aufgrund der mückengebundenen Infektionsrisiken empfehle ich allen meinen Reiseteilnehmern:

• Körperbedeckende Kleidung zu tragen (lange Hosen, lange Hemden, Moskitonetz für das Gesicht),
• Insektenschutzmittel sind auf allen freien Körperstellen wiederholt aufzutragen.
• Unter einem Moskitonetz schlafen.
• Regelmäßige Hygiene, starke Körpergerüche ziehen Mücken an, auch solltes keine Deodorants verwendet werden.


Malaria Impfung

Neue Studien, der Universität Tübingen, zeigen dass es in naher Zukunft vielleicht einen neuen Impfstoff gegen Malaria geben wird. Der bisher am weitesten entwickelte Impfstoffkandidat RTS,S (Markenname: Mosquirix®) von Glaxo-Smith-Kline, der die klinische Phase III bereits durchlaufen hat, scheint ein sehr aussichtsreicher Kandidat für einen 100% Impfschutz.

http://www.nature.com/nature/journal/v542/n7642/full/nature21060.html

https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs40267-016-0290-9

• http://www.ajtmh.org/content/journals/10.4269/ajtmh.2012.12-0613

• http://www.malariavaccine.org/sites/www.malariavaccine.org/files/content/page/files/mviCVIA_rtssfaq.pdf

• https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC117562/


Chemischer Mückenschutz

Es gibt verschieden Insektenrepellents auf dem Markt. Der Hersteller spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, viel wichtiger ist es die Wirkstoffe zu kennen.

• DEET (Diethyltoluamid), gehört zu den stärksten und wirksamsten Repellents. In Gegenden in denen eine sehr hohes Malariarisiko besteht, dieser Wirkstoff unerlässlich. Leider hat DEET große Nachteile, dies betrifft vor allem die gesundheitliche Verträglichkeit und die Wirkung auf Kameragehäuse bzw sonstige Kunststoff oder Gummiteile – diese werden bei Kontakt erheblich in Mitleidenschaft gezogen.

• Saltidin, wird oft in “Sensitive” Mückensprays verwendet, im allg. ist die Hautverträglichkeit als “gut” einzustufen und in Gebieten mit mittleren Malariarisiko ist es die gute Alternative zu DEET.

• Citriodiol, ist ein relativ schwaches Repellent, verströmt einen angenehmen Duft und findet sich oft in sogenannten “BIO-Mückensprays”. In Gebieten mit einer geringen Mückenbelastung ist Citriodiol ein Hautschonendes Repellent.

• Permethrin, dient nur der Imprägnierung von Kleidungsstücken. Viele blutsaugende Insekten sind durchaus in der Lage durch Kleidung zu stechen. In Venezuela erlebte ich zB. dass einige Stechmücken sogar durch dicken Jeans-Stoff stachen.


Dengue

Seit langem wurde ein Impfstoff gegen Dengue gesucht, die Entwicklung hat fast 20 Jahre gedauert und im Dezember 2015 wurde das Vakzin Dengvaxia® erstmalig in Mexico, Brasilien und den Philippinen zugelassen. In Europa gibt es derzeitig noch keine Zulassung. Viele Tropeninstitute warnen noch vor einer Dengue-Impfung da diese sehr hohe Risiken beinhaltet, vor allem wenn man schon einmal mit Dengue infiziert war. Auch bieten die Vakzine nur einen Schutz von  60% gegen Dengue. Ein wirksamen Schutz bietet nur ein ordentliches Insektrepellent, zu empfehlen sind körperbedeckende Kleidung und Mückenschutzmittel mit dem Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid) in einer Konzentration von über 30 Prozent.


Gelbfieber

Eine gültige Impfung gegen Gelbfieber ist nur für bei Einreise aus einem Gelbfiebergebiet obligatorisch. Eine Liste der Gelbfieber-Gebiete stellt die WHO zur Verfügung.

www.who.int
http://www.who.int/ith/ITH_country_list.pdf

Bei direkter Einreise aus Deutschland, Österreich oder Schweiz besteht derzeit (Stand 10/2017) keine Impfvorschriften.


Chikungunya-Virus (CHIKV)

CHIKV ist ein Alphavirus aus der Familie der Togaviridae. Das Virus und seine Varianten sind empfindlich gegen Hitze (über 58 °C), Austrocknung, Seife und Desinfektionsmittel. Das Chikungunya-Virus kann theoretisch durch den Stich verschiedener Stechmücken der Gattungen Anopheles, Aedes, Culex und Mansonia übertragen werden. Der Übertragungsweg als auch die Symptomatik ähnelt in Teilen dem Dengue-Fieber bzw. Gelbfieber. Bisher gibt es noch kein wirksames Medikament und auch keine Impfung zur Behandlung, respektive Bekämpfung dieser Erkrankung. Aus diesem Grund gilt, eine Vorsorge ist besser als Nachsorge. Das Verhindern von Stichen durch geeignete Kleidung ist hierbei das beste Mittel.


Nipah-Virus-Infektion

Das Nipah-Virus, ein mit dem Hendra-Virus verwandtes Paramyxovirus und tauchte erstmals 1998 in der Nähe von Ipoh in Malaysia auf. Das klinische Bild reicht von einer asymptomatischen Infektionen bis zu einer letalen Enzephalitis. Seit 1999 sind in Malaysia keine Fälle mehr aufgetreten, aber es gab weiterhin Ausbrüche in Bangladesch und Indien. Beim Ausbruch in Malaysia und Singapur erfolgte die Übertragung in erster Linie durch Kontakt mit Schweinen, während sie in Bangladesch und Indien mit dem Verzehr von kontaminiertem Dattelpalmsaft und der Übertragung von Mensch zu Mensch in Verbindung gebracht wird. Fledermäuse sind der Hauptvektor für dieses Virus, das bei Menschen und Tieren Krankheiten verursachen kann. Gegenwärtig gibt es keine wirksamen Therapeutika, so dass unterstützende Pflege und Prävention die Hauptpfeiler der Behandlung sind.